Hinrich Westerkamp: „Ohne Verständigung keine Integration!“ – Wie der „PIKTUU | Refugee Translator“ Geflüchteten in Berlin die Integration erleichtert

Hinrich Westerkamp, engagiertes Mitglied der Partei Bündnis 90/Die Grünen in Berlin, setzt sich seit Jahren aktiv für die Unterstützung von Geflüchteten ein. Als Sprecher des Vereins „Willkommen in Reinickendorf“ und Fraktionsvorsitzender der Grünen in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Reinickendorf engagiert er sich intensiv für die Integration und das Wohlbefinden von Asylsuchenden und Kriegsflüchtlingen. In diesem Zusammenhang hat er kürzlich in Zusammenarbeit mit der BVV Reinickendorf die Verteilung von mehreren tausend REFUGEE TRANSLATOR-Taschenbüchern und -Postern an verschiedene Einrichtungen in Berlin initiiert, darunter auch das Willkommenszentrum in Tegel.

 

Im folgenden Interview spricht Herr Westerkamp über die Bedeutung von Verständigung in der Migrations- und Integrationsarbeit, die Wirksamkeit des REFUGEE TRANSLATORs in Taschenbuch- und Posterform sowie die Idee, dieses Hilfsmittel als Erstmaßnahme an ankommende Asylsuchende auszugeben. Zudem ruft er weitere Engagierte und Politiker dazu auf, sich dieser Maßnahme anzuschließen.

BVV Reinickendorf
Auf dem Foto (v.l.n.r.): Tomasz Klon (CDU), Darrel Kanngießer (Vorstandsmitglied WiR e.V.), Jens-Uwe Meißner (AfD), Hinrich Westerkamp (Vorsitzender WiR e.V.), Kerstin Köppen (Vorsteherin BVV), Stefan Valentin (SPD), Karin Hiller-Ewers (Schriftführerin WiR e.V.), Andreas Rietz (B'90/Grüne)
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Auf dem Foto (v.l.n.r.): Roland Appel (Integrations- und Bildungskoordination /Ukrainisches Ankunftszentrum TXL), Alexander Mechow (PIKTUU Entwickler),Hinrich Westerkamp (B'90/Grüne)

PIKTUU: Herr Westerkamp, Sie engagieren sich seit Jahren im Verein „Willkommen in Reinickendorf“ für Geflüchtete und haben die Arbeit von PIKTUU intensiv verfolgt. Welche Rolle spielt Ihrer Meinung nach die Verständigung in der Migrations- und Integrationsarbeit, und welche Erfahrungen haben Sie bisher dazu gemacht?

 

Hinrich Westerkamp: Schon zu Beginn unserer Arbeit als Netzwerk „Willkommen in Reinickendorf“ standen Kommunikation und Verständigung im Mittelpunkt. Wir haben Sprachcafés, Vorlesestunden für Kinder und gemeinsame Aktionen von Unterstützer*innen und Geflüchteten organisiert und dabei zahlreiche Hilfsmittel wie Schulbücher und Bilderbücher für Kleinkinder eingesetzt. Bereits damals bin ich bei einem gemeinsamen Besuch mit Lisa Paus (Bundesfamilienministerin) bei Alexander Mechow auf das Konzept des Taschenbuchs mit Piktogrammen in mehreren Sprachen aufmerksam geworden und fand es sofort überzeugend. Es passt in jede Hosentasche, ermöglicht das Ausdrücken von Emotionen und kann „Sprachlosigkeit“ schnell überbrücken. Auch im Posterformat an den Wänden von Gemeinschaftsunterkünften erleichtert es die Kommunikation und unterstützt gemeinsames Lernen und den Spracherwerb.

 

PIKTUU: Sie haben kürzlich in Zusammenarbeit mit der BVV Reinickendorf mehrere tausend REFUGEE TRANSLATOR-Taschenbücher und -Poster an verschiedene Einrichtungen in Berlin verteilt, darunter auch das Willkommenszentrum in Tegel. Welche Erfahrungen haben Sie mit diesem Kommunikationsmittel gemacht, und wie bewerten Sie dessen Effektivität?

 

Hinrich Westerkamp: Unser Ziel als „Willkommen in Reinickendorf“ war es, alle in Reinickendorf angekommenen Kriegsflüchtlinge und Asylsuchenden mit REFUGEE TRANSLATORS in Ukrainisch und Arabisch (Englisch/Deutsch) zu versorgen. Deshalb haben wir eigene Spendenmittel mit Sondermitteln der BVV Reinickendorf aufgestockt und die Taschenbücher sowie Poster in den Unterkünften und bei den dort tätigen Trägern verteilt – allein im Ukraine-Ankunftszentrum in TXL über 3.700 Exemplare. Alle Rückmeldungen waren begeistert, und die kleinen Büchlein sind mittlerweile aktiv im Einsatz.

 

PIKTUU: Wie wichtig ist es Ihrer Meinung nach, dass ankommende Asylsuchende sofort Zugang zu solchen Verständigungshilfen erhalten? Wie würden Sie die aktuelle Situation beschreiben?

 

Hinrich Westerkamp: Wer zu Kriegsbeginn die Ankunft der Ukrainer*innen in Reinickendorf, insbesondere auf dem Karl-Bonhoeffer-Gelände, verfolgt hat (und wie ich weder Ukrainisch noch Russisch spricht), weiß, wie wichtig in dieser Ausnahmesituation schnelle und zielgerichtete Kommunikation war. Damals hätten wir PIKTUU schon in großen Stückzahlen gebrauchen können.

 

PIKTUU: Verständigung für eine leichtere Integration und ein friedlicheres Miteinander – stimmen Sie dem zu? Wie sehen Sie das, und welchen Einfluss hat Ihrer Meinung nach PIKTUU | REFUGEE TRANSLATOR dabei?

 

Hinrich Westerkamp: Integration funktioniert über gegenseitiges Verstehen und Kommunikation. Auch die Arbeitsaufnahme und damit die Möglichkeit, sich selbst und seine Familie zu versorgen, sind nur mit ausreichenden Sprachkenntnissen möglich. Der Zugang über Piktogramme und Worte ermöglicht eine schnelle erste Verständigung, unterstützt den Spracherwerb und fördert damit eine schnellere Integration.

 

PIKTUU: Was halten Sie von der Idee, den REFUGEE TRANSLATOR als offizielle Erstmaßnahme seitens der Regierung an neu ankommende Asylsuchende auszuhändigen?

 

Hinrich Westerkamp: Ich würde das sehr befürworten. Es handelt sich um eine pro Person sehr kleine Investition, die jedoch eine große Hilfe beim Ankommen darstellt.

 

PIKTUU: Welche Botschaft möchten Sie an andere Engagierte und Politiker richten, um sie zu motivieren, sich dieser Initiative anzuschließen?

 

Hinrich Westerkamp: Bitte unterstützt alle den schnellen Spracherwerb geflüchteter Menschen und damit ihre Integration in Deutschland. PIKTUU – REFUGEE TRANSLATOR ist dabei ein großartiges Hilfsmittel!

 

PIKTUU: Vielen Dank, Herr Westerkamp, für Ihre Zeit und Ihr Engagement!

"Verständigung ist keine Nebensache, sondern der Schlüssel zu einer erfolgreichen Integration und einem friedlichen Miteinander. Als Politiker – parteiübergreifend – müssen wir erkennen, dass Sprachbarrieren Menschen isolieren und im schlimmsten Fall zur Radikalisierung führen können. Ja, es gibt einige, die nicht verstehen wollen, aber weit mehr, die schlicht nicht können. Für diese Menschen – und für ein besseres Zusammenleben mit der Bevölkerung des Gastlandes – müssen wir Brücken bauen. Brücken, die Kommunikation und Integration von Anfang an ermöglichen, noch vor Besuch eines Sprachkurses."

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